Dieses Programm entstand auf Einladung von Frau Erika Hoffmann im Herbst 2014, in der gleichnamigen Sammlung Hoffmann in Berlin-Mitte einen Soloklavierabend zu gestalten.
Im Zuge meiner Beschäftigung und Annäherung an die kompositorische Welt György Kurtágs stellte ich mir die Frage, wie sich die Musik Kurtágs dramaturgisch sinnvoll mit anderen Musiken kombinieren ließe.
Im ersten Teil des Programms bildet die Musik J. S. Bachs den Kontrapunkt zu Kurtágs Miniaturen. In seiner kompositorischen Strenge und Konsequenz ist Bach maßstabsetzendes Vorbild für den Komponisten Kurtág. In dessen Musik ist jede Note an ihrem rechten Platz, wirkt aus dem Beziehungsgefüge heraus sinn- und einheitsstiftend.
Die Musik Schuberts hat eine eher subkutane Verbindung zu Kurtág. Er hörte Schuberts Unvollendete erstmals mit elf Jahren im Radio. Man muss sich das vorstellen: 1926 in Lugoj im rumänischen Banat geboren, lebte Kurtág als Kind weit entfernt von den kulturellen Zentren. Das wichtigste Medium, um am kulturellen Leben und Weltgeschehen teilzuhaben, war das Radio. Der Blitz war eingeschlagen, die Musik Schuberts muss für Kurtág eine Art Initiationserlebnis gewesen sein. Die an manchen Stellen geradezu überirdische Schönheit in Schuberts Musik finden wir, wenn auch in einer unserer Gegenwart entsprechenden Ausformung, bei Kurtag wieder: seine Gesten sind Herzensgesten, die den Menschen in ihrer fragilen und manchmal geradezu kristallinen Reinheit unmittelbar zu berühren vermögen.